Einen Fluss überquert man an einer seichten Stelle. Die sogenannte Furt, wie man sie früher nannte. Und die Franken überquerten im 8. Jahrhundert im Krieg gegen die Sachsen den Main an einer solchen Stelle. Jawohl, das heutige Frankfurt. So viel zur Geschichte, von der heute im Grunde nichts mehr übrig ist.
Dass die Royal Airforce mit ihrer Bombenattacke im März 1944 die Metrople Frankfurt so gut wie zunichte gemacht hat, wird jedem schnell klar, der heute durch ihre sogenannte „Neue Altstadt“ geht. Sie begrüßt ihre Fußgänger mit 15 Rekonstruktionen alter Häuser und um die 20 Neubauten. Frankfurt erschien mir so grau, dass ich die Kälte der Stadt wahrgenommen habe, als wäre es eine Depression, aus der sie keiner herausgerettet hat. Entsprechend habe ich in diese Richtung recherchiert. Und die Zahlen von 28.000 Tonnen Bomben in 75 Angriffen innerhalb von 5 Jahren auf die Stadt, ja, sie haben mich irgendwie wütend gemacht. Natürlich ist es nicht verwunderlich, dass man sich bei der aktuellen politischen Lage mit derartigen Hintergründen beschäftigt.
Dabei habe ich mich so irrsinnig gefreut auf das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum. Es klingt leider nur danach, als würde man hier das Zentrum der Filmgeschichte vorfinden. Tatsächlich sind es 3 Stockwerke, die nur wenig informativ und schnell überschaubar sind. Dafür wurde ein eigenes Archiv hier für Rainer Werner Fassbinder angelegt. Während der Zusammenhang des Münchner Regisseurs mit Frankfurt nur schwer zu verstehen ist, geht das mit Goethe einfacher. Schließlich lädt man dort in sein Geburtshaus ein. Zeitgleich wird Platon auf einer Inschrift auf dem Fries der „Alten Oper“ zitiert mit den Worten: „Dem Wahren Schoenen Guten„. Aber dominiert von in die Höhe, und dabei alle Kirchturmspitzen weit überragend gezogenen Gebäude, die lautstark gröhlend „Materialismus“ durch die Atmosphäre brüllen, bleibt weder von Platon noch von dem etwas übrig, was ihm wichtig war.
„Blass siehst du aus, mein Kind“, würde man mütterlich besorgt sagen. Möglicherweise ist Frankfurt aber auch einfach nur das, wie es erscheint: Eine moderne Stadt. Die vielleicht modernste unseres Landes. Ein Ort der Gebäudekomplexe ohne Geist.