Einfach froh mit

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Jo & Floo schweigen sich froh

»Meine Wohnung ist meine Rettung. Mir gehen die meisten Menschen mit ihrer Übellaunigkeit und ihren Feindseligkeiten gerade gehörig auf den Senkel. Kaum, dass ich beginne etwas Besänftigendes äußern zu wollen, wird es auch schon unterbrochen. Als stünde ich völlig ungefragt im Boxring.«

Das habe ich vor kurzem in einem meiner Notizhefte gefunden. In Kurrentschrift, weil ich beim Schreiben in dieser alten Schriftart meinen Gedanken mehr Zeit lasse und sie besser in Worte fassen kann. Das mag manchem bereits kurios erscheinen.

Viel kurioser in dem Zusammenhang aber ist, wovon ein alter Zeitungsbericht erzählt, auf den ich durch Zufall gestoßen bin. Er zitiert folgenden Absatz aus einem Brief Goethes:

»Meine Wohnung auf der Tanne wird mir dreifach lieb. Ich komme dadurch aus aller Berührung mit den Menschen, die, wie sich allgemein und öffentlich beweist, sich ihrer Denkart dergestalt hingegeben haben, daß einer, der sie nicht leidenschaftlich mit ihnen teilt, nicht zehen Worte sprechen kann, ohne sich zu befeinden.« (Zitat aus SZ-Artikel „Spurensuche – Das Leak“ von Gustav Seibt vom 02.02.2018).

Laut Bericht wurde Goethes Antwort auf den Kampf der Meinungsblasen immer mehr das öffentliche, unüberhörbare Schweigen.

Ach, mein Freund Johann hatte so recht als er schrieb: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten seh’n.“ Es passt heute wie damals. Nachdem er mir als Dichter bereits ein wichtiger Lehrmeister war, nehme ich unsere „Paralleläußerung“ als Hinweis, mich in etwas anderem zu üben: dem Sparen eines unnötigen Auswurfs an Worten. Das kommt auch dem Klimaschutz zugute. Schließlich verbrauche ich dann jedenfalls schonmal weniger unnötig konsumierten Sauerstoff.